Logo - Apoldaer auf Reisen The world is a book, and those who do not travel read only one page. - Saint Augustine Steffen Wettig
¡Viva Mexico! I - Von Tortillas, einer Geisterstadt und dem Dia de Muertos
Mexico, D.F., 5.November 2004
Mexico, D.F.: Empfang in Mexico In Mexico angekommen wurde ich wieder einmal herzlich empfangen. Ich lernte etwas neues ueber Tortillas und reiste etwas im Norden von Mexico umher. Dabei traf ich die unterschiedlichsten Leute. Etwas besonderes war fuer mich aber der Dia de Muertos in der Naehe von Pátzcuaro.

Die zwei Seiten des Tortilla - Mexico, D.F., So. 17.10 - Fr. 22.10.2004

Von Los Angeles ging es fuer Karla, Josefa und mich mit dem Flugzeug nach Mexico City, oder wie es hier auch heisst D.F. (Distrito Federal). Obwohl wir ziemlich spaet in der Nacht ankommen, ist nach einer kurzen Weile im Haus der Abuela (Grossmutter) gleich viel los und wenn auch die letzten noch aufgeweckt werden muessen. Sie wollen uns alle begruessen. Ich bin ja nun schon das dritte mal hier und es ist so, als waere ich gestern erst weggegangen. Stilecht werde ich gleich mit einer Flasche Tequila empfangen (Bild oben). Nachdem wir noch eine Weile geredet haben, falle ich ins Bett.

Am naechsten Tag werde ich beim Essen im Haus der Abuela von der Seite etwas schief angeschaut. Was ist los? Sie deuteten auf meinen Tortilla. Dieser Maisfladen ist hier sozusagen das Grundnahrungsmittel. Anstelle einer Scheibe Brot in Deutschland, essen sie hier scheinbar alles im Tortilla. Man fuellt ihn nach belieben je mit den verschiedensten Sachen und rollt ihn dann zum Essen zusammen. Allein in Mexico City sollen taeglich ueber 100 Millionen (!) Tortillas verspeisst werden. Doch, was wollten sie mir mit ihren fragenden Blicken sagen???

Sie erklaerten mir, dass wie eine Medaille, auch ein Tortilla zwei Seiten haette, eine rechte und linke bzw. eine richtige und eine falsche Seite und ich wuerde den Tortilla gerade falsch herum gefuellt haben bzw. essen. Jetzt verstand ich ueberhaupt nichts mehr?!? Ich hoerte dies zum ersten mal. Ich bin nun schon drei mal hier und nie hatte mir jemand so etwas gesagt. Vermutlich hatte ich es die ganze Zeit falsch gemacht?! Was wuerde jetzt mit mir geschehen? Werde ich jetzt vom Tortilla-Gott bestraft oder ereillt mich ganz und gar Moctezumas Rache? Oder, wollten sie hier etwa nur einen Deutschen auf die Schippe nehmen?...

Ich schaute mir die noch verbliebenen Tortillas genauer an und konnte wirklich keinen Unterschied erkennen, welches die richtige und welches die falsche Seite sei. Ich schaute fragend in die Runde und alle lachen mich an. Jetzt vermutete ich wirklich, dass dies nur ein Scherz sei, doch sie klaeren mich auf...

Wenn man den Tortilla falsch herum isst, wuerde man angeblich nicht satt bzw. kriege schnell wieder Hunger! DAS soll also das grosse Geheimnis sein? Wer´s glaubt wird seelig. Fuer den Magen ist doch eh alles gleich. Dies ist bestimmt eine Geschichte fuer kleine Kinder. Oder koennt Ihr etwa einen Unterschied erkennen?

Tortilla (1)Tortilla (2)

So wenig ich an diese Geschichte mit den Tortillas glaube, so schwierig scheint es mir jedesmal wieder beim Essen die richtige von der falschen Seite des Tortillas zu unterscheiden. Fuer mich sehen beide Seiten gleich aus. Doch, ich will ja nicht wieder als Tortillafalschherumesser enttarnt werden. Gleichwohl ernte ich beim Studium der beiden Tortillaseiten jedesmal ein Grinsen von den Tischgenossen. Wer weiss, vielleicht mache ich eines Tages sogar mal meinen Abschluss im Tortillaseitenerkennen? Doch, im Moment gleicht es eher einem Gluecksspiel. Aber, moeglicherweise ist dies ein auch Geheimnis, was nur von Mexicanern gehalten und von Generation zu Generation weitergegeben werden darf... ;)

Mexico, D.F.: Palacio de Bellas Artes und Torre Latinoamericana

In den folgenden Tagen schaue ich mir etwas die Hauptstadt an und erkenne viele Sachen von meinen bisherigen Besuchen hier wieder. Auch besuchen wir die verschiedensten Verwandten der ziemlich grossen Familie. Ueberall werde ich herzlich empfangen und gleich zum Essen eingeladen. Und was gibt es natuerlich? ... Viele Studien. ;)

Bild links: Palacio de Bellas Artes und Torre Latinoamericana






Die Geisterstadt und das Mumienmuseum - Tampico, Zacatecas und Guanajuato, Fr. 22.10.-Fr. 29.10.2004

Von Mexico City fahren wir mit dem Bus nach Tampico am Golf von Mexico. Wir besuchten dort Carlos und seinen Sohn Alexis. Am Abend geht es dann in ein Restaurant direkt am Wasser, wo ich neben Garnelen und Tintenfisch auch noch die verschiedensten anderen Fischarten probieren darf - wirklich lecker.

Am naechsten Tag geht es fuer Josefa, Karla und die Abuela wieder mit dem Bus zurueck nach D.F. Ich hingegen fahre ueber Nacht nach Zacatecas, einer alten Silberstadt. Dort angekommen, zeigt sich wieder mal, was fuer Zufaelle einem beim Reisen passieren koennen. Ich treffe auf dem Busbahnhof Ivonne und Carolin, zwei Schwestern, die aus Leipzig sind. Da wir ausserdem in das gleiche Hostel wollen, teilen wir das Taxi dorthin. Die Zimmer sind noch nicht bezugsfertig, deshalb wollen die beiden an einer Tour nach La Quemada, ein paar Ruinen der Azteken ca. 45 km. von Zacatecas entfernt, teilnehmen. Vorher wusste ich noch nicht einmal, das es diese Ruinen gibt, da ich aber eh nichts weiter zu tun hatte, schloss ich mich den ihnen an. Wir waren insgesamt neun Leute. Die Ruinen waren sehr interessant und man hat einen guten Ausblick auf die umliegende Gegend.

Am naechsten Morgen ging es wieder mal sehr frueh los. Sabine und Alex, zwei Oesterreicher, die ich im Hostel kennengelernt hatte, liehen sich ein Auto aus und wollten mit Ivonne und Caroline nach Real de Catorce, einer Geisterstadt aufbrechen. Sie hatten noch einen Platz im Auto frei und fragten, ob ich mit wolle. Ich hatte im Lonely Planet schon von dieser Stadt gelesen. Da sie aber von Zacatecas ca. 300 km entfernt lag, hatte ich sie mir schon fuer eine naechste Reise nach Mexico vorgemerkt. Jetzt hatte ich aber die Chance dies schon jetzt zu anzuschauen und ich griff zu.

Wie schon gesagt, ging es sehr frueh (6:00 Uhr) los, schliesslich wollten wir noch am Vormittag ankommen und mussten am Nachmittag die 300 km ja auch wieder zurueck kommen. Bis etwa 25 km vor unserem Ziel habe ich nicht sehr viel mitbekommen, versuchte ich doch, den verpassten Schlaf nachzuholen. Ich hatte bis nach 2:00 Uhr mit meinem Zimmergenossen, einem Schweizer gequatscht. Er war ebenfalls auf einer Weltreise unterwegs und hatte auch viel von anderen Reisen, z.B. in Africa zu erzaehlen. Jedenfalls konnte ich den letzten Teil unserer Fahrt nicht mehr schlafen. Von einem Abzweig fuehrten laaaannnnggggeeee 25 Kiiilllooooommmmeeeettteeeeerrrrrr ueber eine Kopfsteinpflasterstrasse, wie wir sie in der DDR nicht besser haetten haben koennen.

Der Name Real de Catorce, wird spanischskundigen vielleicht etwas sagen. Uebersetzt heisst es etwa sowas wie "Royal of 14", und kommt wohl von den 14 spanischen Soldaten, die hier um 1700 getoetet wurden. Im Lonely Planet kann man aber auch noch was interessantes zu diesem Ort erfahren, naehmlich den vollstaendigen Namen dieser Stadt: ;)))

"The original name, Villa Real de Minas de Nuestra Señora de la Limpia Concepción de Guadelupe de los Álamos de Catorce, was shortened... for some reason." [Lonely Planet Mexico, 2004]

Um in die sog. Geisterstadt, in der Szenen aus dem Film "The Mexican" mit Julia Roberts und Brad Pitt gedreht wurden, zu gelangen, fuhren wir durch einen ca. 2 km langen Tunnel, der in den Berg gehauen worden war. Dies war wohl das furchteinfloesendste, was wir an diesem Tag zu sehen bekommen sollten, denn fuer eine Geisterstadt war Real de Catorce ziemlich belebt. Jede zwei Meter fragte uns jemand, ob wir nicht eine Tour mit seinen Pferden machen wollten. Doch, wir wollten uns aber erstmal die Stadt selbst anschauen. Hier fanden wir eine Kirche, viele alte Gebaeude und diverse Staende mit Sachen, die Touristen gewoehnlich kaufen und die Verkaeufer sahen keineswegs wie Geister aus... ;)

Nachdem wir etwas gegessen hatten, machten wir dann doch noch einen Ritt mit Pferden zu einem "Pueblo Fantasmo", also einer Geisterstadt. Nun war es fuer mich das erste mal, dass ich allein laengere Zeit auf einem Pferd sass und anfangs wusste ich nicht so recht, wie ich mich fuehlen sollte. Wo war das Lenkrad? Wo die Bremse? Doch, mit der Zeit stellte sich heraus, dass sich mein Pferd ganz leicht fuehren liess, ganz im Gegenteil zu Ivonnes Pferd, was wohl nicht ueberholt werden wollte und deshalb immer versuchte zu beissen, sobald man es versuchte. Abgesehen davon, war es beinahe wie bei einem Autorennen zwischen Deutschland und Oesterreich. Ich weiss nicht, wie er es machte, aber Alex lag immer mind. eine Nuesternlaenge voraus.

Da ich, trotz des teilweise nicht ganz einfachen Weges, mit dem Pferd keine Probleme hatte, fieberte ich schon dem Moment entgegen, wo ich erstmals einen Geist sehen bzw. erschrecken koennte. Doch diese Hoffnung wurde nicht erfuellt.

Real de Catorce: Wir alle oberhalb der Geisterstadt

Stattdessen durften wir aber einen herrlichen Ausblick auf Real de Catorce geniessen, konnten megaviele Fotos machen, schauten in eine Miene rein und sahen einige verlassene Gebaeude. Vielleicht treiben sich die Geister ja nachts hier rum, doch so viel Zeit hatten wir leider nicht. Nach etwas ueber zwei Stunden war der Ritt auch schon vorbei.

Bild links: Foto mit Alex, Sabine, Ivonne und Carolin oberhalb von Real de Catorce

Auf dem langen Rueckweg, wir erinnern uns: 300 km, zuerst durch den dunklen Tunnel und dann die 25 km Kopfsteinpflaster, machten wir diverse Fotostopps fuer die Kakteen und die teilweise ewig lang geradeausfuehrende Strasse. Wir wurden dann vom Regen ueberrascht, was uns einen Regenbogen von der einen Seite der Strasse zur anderen Seite bescherte. Er war so gross, dass er nicht mal in ein Foto passte. Erst nach 21:00 Uhr erreichten wir alle sehr geschafft unser Hostel. Fuer uns alle war es glaube ich ein schoener Tag. Besonderen Dank an Alex, da er als Fahrer die ueber 600 km an diesem Tag runtergerissen hat.

Zacatecas: Ein Auto des Rennens

In Zacatecas angekommen, stellten wir fest, dass hier unheimlich viel los war. Im Hostel wurden wir dann aufgeklaert. Heute ist ein Autorennen in der Stadt angekommen. Die "La Carrera Panamericana" wird von alten Autos mit Fahrern aus der ganzen Welt gefahren und fuehrt quer durch Mexico. Morgen fahren sie dann vom Cerro de la Bufa, dem nahegelegenen Berg, weiter. In der Nacht streifte ich dann noch einmal durch die Stadt, um die besonderen Autos anzuschauen, die ueberall in den Strassen hier geparkt waren (Bild rechts).

Nachdem ich mir noch etwas Zacatecas angeschaut habe, geht es am naechsten Tag mit dem Bus weiter nach Guanajuato, wo ich erst gegen 22:00 Uhr ankomme. Ich gehe in ein Hostel und schaue mir die Stadt etwas an. Die vielen kleinen Gaesschen gefallen mir und die Gebaeude sind zum Teil beleuchtet und bei Nacht gut anzuschauen. Es handelt sich um eine Universitaetsstadt. Hier ist auch mitten in der Woche kurz vor Mitternacht viel los. Doch ich bin heute zu muede dafuer. Ich will einfach nur schlafen. Etwa gegen 4:00 Uhr werde ich von meinen Zimmergenossen geweckt, die aus irgendeiner Diskothek kommen. Doch, ich kann gleich wieder einschlafen.

Guanajuato: Fabien (FRA), Andre (SWE), Tom (GB) und ich (GER)

Wir sind in unserem Zimmer sehr international. Fabien kommt aus Frankreich, Andre aus Schweden und Tom aus England (Bild links). Mit mir zusammen haben wir also vier Nationalitaeten und sind in Mexico. So etwas gefaellt mir. Als wir dann alle ganz ausgeschlafen sind, stellen wir fest, dass wir uns ganz gut verstehen und den Tag gemeinsam etwas unternehmen wollen. Zunaechst gehen wir aber fruehstuecken. Dann machen wir uns auf, die "Callejón del Beso" (Alley of the Kiss) anzuschauen. Man erzaehlt sich die Geschichte, dass ein Minenarbeiter in die Tochter einer wohlhabenden Familie verliebt war. Es waere keine Geschichte, wenn die Familie nicht was gegen die Verbindung gehabt haette. Der Mienenarbeiter mietete sich daraufhin das Haus gegenueber, da die Balkone so nah beieinander waren, dass sich das Paar trotzdem kuessen konnte. *schluchtzundromantischschau*

Danach besuchten wir selbst eine Mine und machten uns zu einer besonderen Sehenswuerdigkeit von Guanajuato auf, Museo do las Momias. Wie der Name schon sagt, kann man hier Mumien betrachten. Als man auf einem Friedhof einige Graeber verlegen wollte, stellte man fest, dass die Toten hier aufgrund der klimatischen Gegebenheiten nicht verwesen, sondern mumifiziert werden. In dem Museum kann man ueber 100 Mumien mit verschiedenen obskuren Gesichtsausdruecken und Formen anschauen, u.a. die kleinste Mumie der Welt, eine Babymumie. Dass die Mexicaner eine besondere Beziehung zum Tod bzw. zum Umgang mit den Toten haben, zeigt sich hier dadurch, dass unheimlich viele Leute in dieses Museum wollen und sie sich groesstenteils neben die Mumien in den Vitrinen stellen und sich Fotographieren lassen. Dies ist schon sehr gewoehnungsbeduerftig, doch passt ins Bild, wenn man die Gegebenheiten um den "Dia de Muertos" (Tag der Toten) betrachtet, doch dazu spaeter mehr.

Am Abend gehen wir in die Stadt und in eine Disko. Es war ziemlich lang. Das einzige, an was ich mich erinnern kann war, dass ich erst nach 5:00 Uhr im Bett lag und beim Aufstehen einen ziemlichen Brummschaedel hatte. So musste sich eine Mumie fuehlen... ;)

Ein Sechs Sterne Zelt und der Dia de Muertos, Pátzcuaro, Tzintzuntzan und Isla Janitzio, Sa. 30.10.-Di. 02.11.2004

Fabien und Tom machen sich auf nach Mexico City und ich will mit Andre, dem Schweden, ueber Morelia weiter nach Pátzcuaro, einem kleinen Ort im Staat Michoacán, der direkt an einem See liegt, wo besondere Rituale zum Dia de Muertos stattfinden.

Doch, das Problem, was wir zuerst loesen mussten, war eine bezahlbare Schlafmoeglichkeit zu finden. So besonders und bekannt die Festivitaeten um den Dia de Muertos in und um Pátzcuaro auch sind, so schwierig ist es ein Zimmer zu dieser Zeit zu finden. Ich hatte schon zwei Wochen vorher bei einigen guenstigen Uebernachtungsmoeglichkeiten angerufen, doch sie waren alle ausgebucht und sagten, dass man fuer diese Zeit zum Teil schon Monate vorher Buchen muesste. Doch Andre und mich schreckte das nicht ab. Wir wollten den Dia de Muertos hier sehen. In Pátzcuaro angekommen, machten wir uns also auf die Suche und nach einer Weile konnten wir einen Platz finden, wo man uns fuer umgerechnet 30 Dollar die Nacht ein Zelt zur Verfuegung stellte. Soviel hatte ich bisher nicht mal fuer ein Zimmer bezahlt, doch wir mussten in den sauren Apfel beissen... Sie wollten das Zelt aber erst noch aufbauen. Wir sahen es, als wir spaeter am Abend aus der Stadt zurueck kamen. Und was fuer ein Zelt das war... Es hatte mindestens Fuenf Sterne verdient. Ueberzeugt Euch selbst:

Patzcuaro: Unser Fuenf-Sterne-Zelt

Bild oben: Und das fuer gerade mal 30 Dollar pro Nacht! Was fuer ein Schnaeppchen.

Patzcuaro: Unser Sechs-Sterne-Zelt ;)

Am naechsten Morgen besserten wir es erstmal mit einer blauen Plane, die mehr Loecher als Plane hatte, aus und hatten so sogar ein Sechs Sterne Zelt (Bild rechts). Was braucht der Mensch mehr? Ok, ein paar Bier, doch die hatten wir schon fuer den Abend kaltgestellt. ;)

Wir machten uns am naechsten Tag einfach auf ins naechste Dorf und trafen dort auf Bill und Judith, zwei Amerikaner, deren erste Frage gleich war "Kerry oder Bush?" Wir wollten uns aber nicht auf irgendwelche politischen Diskussionen einlassen, zumal sie uns einluden mit ihnen um den See zu fahren. Was fuer ein Zufall. Zwei Tage vorher hatte ich mir schon ueberlegt, dass es sicher ganz nett waere um den ganzen Lago de Pátzcuaro rumzufahren und nun bekamen wir das sogar fuer umsonst und ein Mittagessen spendierte uns Bill auch noch obendrein. Glueck braucht der Mensch. Andre und ich waren zufrieden.

Tzintzuntzan: Friedhof vor der Nacht der Kinder

In Tzintzuntzan besuchten wir am Nachmittag gemeinsam die Pyramiden dort und schauten uns dann den Friedhof an. Ja, den Friedhof! Dort waren viele Leute zu Gange, die die Graeber ihrer Verstorbenen Kinder herrichteten, mit Blumen schmueckten und teilweise Fruechte und Essen auf die Graeber stellten (Bild links). Wie schon angedeutet haben die Mexicaner ein ganz besondere Beziehung zum Tod. In anderen Laendern wird Helloween gefeiert und hier in Mexico werden die Feierlichkeiten eben anders begangen. In der Nacht vom 31. Oktober zum 01. November sollen die Seelen der verstorbenen Kinder, die in einer anderen Welt leben zurueckkommen, um mit den Lebenden zu essen und zu feiern. Es ist schon etwas besonderes zu sehen, wie die ganzen Grabsteine hergerichtet werden und zu sehen, wie hier mit dem Thema Tod umgegangen wird. Als wir umherliefen, kamen uns immer wieder Kinder mit Helloween Kuerbiskoepfen und Kerzen entgegen, die nach einer kleinen Spende fragten. Ich wurde mein ganzes Kleingeld los und musste sogar noch einige vertroesten.

Am naechsten Tag, dem 1. November war endlich der Dia de Muertos. Ueberall sah man ein geschaeftiges Treiben und viele, viele Touristen, die extra fuer das Spektakel an diesem Tag bzw. in dieser Nacht hierher gekommen waren. Auch unser Zelt bekam Gesellschaft. Natuerlich waren die anderen Zelte nicht so gut wie unser Sechs Sterne Zelt. ;)

Ich hatte fuer diese Nacht extra besondere Sachen bereitgelegt. Ich hatte mein T-Shirt "Danger! Mines! Cambodia" mit einem Totenkopf drauf und ein spezielles Kopftuch angelegt. Andre und ich hatten uns ausserdem Farbe gekauft, um unsere Gesichter zu bemalen. Wir hatten keine Ahnung, ob man dies hier so machte, aber wir fanden es witzig.

Patzcuaro: Andre und ich auf der Fahrt zur Isla Janitzio

Wir hatten von Gestern Abend gelernt und hatten uns Suessigkeiten gekauft, die wir den Kindern geben konnten. Doch, durch unsere "Kriegsbemalung" trauten sie sich meist garnicht uns zu fragen. Warum hatte ich dies nicht schon gestern gemacht? Dies haette mir eine Menge Geld gespart. ;)

Wir stellten fest, dass wir beinahe die einzigen waren, die angemalt waren, doch dies schien nicht weiter ein Problem zu sein. Einige waren erschrocken andere hingegen lachten.

Die Hauptattraktion auf dem Lago de Pátzcuaro in dieser Nacht ist die Isla Janitzio. Wir fuhren also mit einem Boot hinaus (Bild oben: Auf dem Weg zur Islas Janitzio) und fanden dort fast noch mehr Touristen als am Morgen in der Stadt. Ueberall waren die typischen Touri-Staende aufgebaut. Doch, es waren auch jede Menge Mexicaner hier. Wir stiegen die vielen Stufen bis zu einem Monument, was sich auf dem Gipfel dieser Insel befindet, hinauf und fanden dort jede Menge junge Leute, die zu Trommelklaengen tanzten, sich unterhielten und einfach nur gut drauf waren. Teilweise hatten sie Schlafsaecke dabei und wir sahen auch Zelte direkt auf dieser Insel. Es ist scheinbar etwas ganz besonderes in dieser Nacht hier zu uebernachten. Wir genossen die Aussicht und schauten uns das ganze Treiben bis Frueh in den Morgen an.

Isla Janitzio: Angehoerige schlafen auf dem Friedhof

Auf dem Rueckweg zum Boot kamen wir noch am Friedhof vorbei, wo auch in der Nacht um 4:00 Uhr eine riesige Menschenmasse zu finden war. Auf dem Friedhof brannten Hunderte, wenn nicht sogar Tausende von Kerzen. Die Graeber waren in einer unvorstellbaren Sorgfalt mit Blumen, Essen und Suessigkeiten geschmueckt und vor den Graebern lagen die Angehoerigen in Decken gewickelt und schliefen dort bei Ihren verstorbenen Angehoerigen. Ja, sie schliefen auf dem Friedhof! (Bild rechts)

Zwischen den Graebern waren die Touristenschaaren unterwegs und man konnte ein unentwegtes Blitzen der Kameras sehen. Teilweise stellten sich die Leute (meist Mexicaner) neben die geschmueckten Graeber und liessen sich Fotographieren. Ich machte ebenfalls Fotos, um diese einmalige Stimmung hier im Bild festzuhalten. Ich kannte sowas nicht und haette es mir auch nicht richtig vorstellen koennen. Doch, ich hatte dabei ein schlechtes Gefuehl. Vielleicht ist es auch nur, weil wir diese Art von Umgang mit dem Tod nicht gewohnt sind. Nun hatte ich nach den Burning Ghats in Indien ein zweites Mal die Moeglichkeit, mir unbekannte "Totenrituale" anzuschauen. Eine ungewohnte, aber interessante Erfahrung. Vielleicht gehen die Leute in anderen Laendern selbstverstaendlicher mit dem Tod um. Dies sieht man hier in Mexico besonders, wo die Lebenden und die Toten sogar zusammen feiern...

Doch, irgendwann wurde es auch fuer uns sehr spaet, oder besser gesagt frueh. Wir fuhren zurueck und ich schlief schon fast auf dem Boot ein. Ich war einfach zufrieden, als wir wieder zurueck waren und fiel nur noch ins Zelt... *schnarch*

Wir schliefen am naechsten Tag ziemlich lange und waren froh, dass wir das Zelt nicht wieder abbauen mussten. - Das war ja schliesslich im Preis mit drin. ;) Andre und ich fuhren dann zum Busbahnhof und hier trennten sich unsere Wege. Fuer mich ging es zurueck nach D.F. und fuer Andre wer weiss wohin. Er ist schon seit ueber zehn Monaten in Suedamerika unterwegs und laesst sich einfach nur von einem Ort zum anderen treiben.

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