Logo - Apoldaer auf Reisen The world is a book, and those who do not travel read only one page. - Saint Augustine Steffen Wettig
Ein Visum mit Hindernissen
Berlin, 11. März 2004
Indische Botschaft Berlin (1) Normalerweise ist es relativ unproblematisch ein Visum für Indien zu bekommen, doch dass man sich auch bei solch einfachen Aufgabe unvorhergesehenen Schwierigkeiten ausgesetzt sehen kann, durfte ich selbst feststellen. Aber eins nach dem anderen.

Ich hatte zwei Möglichkeiten das erforderliche Visum für Indien zu erhalten. Erstens: Ich schicke den Antrag, nebst Reisepaß und Paßbildern nach Berlin zur Botschaft oder Zweitens: Ich fahre selbst nach Berlin, um mir das Visum persönlich abzuholen. Da ich sowieso noch Corinna und Stefan in Berlin in ihrer neuen Wohnung besuchen wollte, fiel die Entscheidung nicht schwer. Ich musste bloß bis 12:00 Uhr an der Botschaft sein, da Visaanträge nur am Vormittag angenommen werden. Dies hieß ich musste um 4:00 Uhr in der Nacht aufstehen, damit ich rechtzeitig nach Gera kommen würde, um den InterConnex nach Berlin zu erwischen. Wo ich doch so gern früh aufstehe...

Dementsprechend fühlte ich mich auch, als ich im Zug nach Gera saß. Doch auch die Mitreisenden sahen nicht ausgeschlafener aus... Wir wurden jedoch von einer Durchsage des Schaffners geweckt, in der er uns mitteilte, dass wir aufgrund eines Weichenproblems auf der vor uns liegenden Strecke warten müßten, bis der Zug der Gegenrichtung vorbei gefahren ist. Wir würden also Verspätung haben. Na Super! Deutsche Bahn läßt grüßen! Gerade, wo ich nur etwa zehn Minuten zum Umsteigen hatte. Vielleicht würde ja der InterConnex warten? Doch diese Hoffnung wurde nicht erfüllt. Mit etwa 20 Minuten Verspätung traf der Zug in Gera ein; der Anschlußzug war weg. Der Schaffner versuchte uns damit zu beruhigen, dass er uns mitteilte, er hätte vorher angerufen und die Verspätung angemeldet. Auch die Damen am Informationspunkt schienen in dieser Situation schon sehr routiniert. Sie gaben den Mitreisenden, die sich beschwerten von einem großen Stapel eine Visitenkarte und füllten einen Verspätungszettel aus. Ich traf drei weitere Leute mit dem gleichen Problem. Man teilte uns am Schalter die nächste Möglichkeit mit, wie wir nach Berlin kommen könnten; natürlich mit der Deutschen Bahn. Abgesehen davon, dass unsere Motivation für die DB in diesem Moment verständlicherweise nicht übermäßig groß war, sollte dies auch noch etwa doppelt so teuer sein, wie unsere ursprüngliche Variante. Einer von den drei Mitfahrern schlug dann vor, dass wir zurück nach Jena fahren könnten und er uns dann mit dem Auto nach Berlin fahren würde. Der Plan war gut, wäre da nicht wieder die Bahn gewesen. Wir setzten uns in den Zug, der in zehn Minuten nach Jena fahren sollte. Dort saßen wir dann und warteten, und warteten ... Dass wir auch mit diesem Verspätung haben würden, war uns beinahe schon klar, doch als dann die Schaffnerin nach fast einer halben Stunde mitteilte, dass dieser Zug ausfällt, ja ausfällt wußte ich nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Rechtzeitig die Botschaft zu erreichen schien immer unwahrscheinlicher. Als ich dann noch erfuhr, dass die nächste Verbindung nach Berlin auch schon weg war, (weil uns soooo rechtzeitig Bescheid gegeben wurde), war der Tag perfekt.

Wir fuhren dann mit dem nächstmöglichen Zug, der überraschenderweise nicht ausfiel, zurück nach Jena, wo wir etwa um 9:00 Uhr ankamen. Die Bilanz bisher: Ich hätte fünf Stunden länger schlafen können *schluchz* und war noch keinen Meter näher an Berlin herangekommen! Wir unkten schon, dass an einem solchen Tag das Auto nicht anspringen oder wir im Stau stehen würden, doch glücklicherweise lief alles gut; mit der Bahn wär das nicht passiert. ;)

Um halb 12 war Berlin endlich erreicht. Ich sprang an einer roten Ampel aus dem Auto verabschiedete mich von meinen Mitgefährten und ging zur U-Bahn. Ich mußte erstmal schauen, wo die Botschaft überhaupt war. 'Tiergartenstraße - das muß wohl irgendwo in der Nähe vom Tiergarten sein.' dachte ich mir so. Doch zuvor hatte ich noch einen Kampf mit dem Fahrkartenautomaten auszufechten. Er wollte partout meinen Schein nicht annehmen. Leider hatte ich nicht genug Kleingeld. Ich fragte deshalb die vorbeigehenden Passanten, ob Sie mir den Schein wechseln könnten. Vom einfachen ignorieren, über "Ich hab kein Geld!" bis hin zum "Fahr doch Schwarz!" erhielt ich alle denkbaren Antworten, nur eben kein Kleingeld. ;(

Die Zeit rannte mir davon. Ich versuchte mit der EC-Karte mein Glück. Doch auch hier schien sich der "Fluch der Bahn" fortzusetzen. Irgendwie mochte der Automat meine Karte nicht: "Lesefehler. Versuchen sie es erneut!". Nach dem 27.000sten Lesefehler geschah ein Wunder. Die Karte wurde akzeptiert. Also mit U- und S-Bahn auf Richtung Tiergarten. Dort angekommen fragte ich Passanten, wie ich zur Indischen Botschaft gelangen könnte. Sie sagten, dass die Tiergartenstraße schon ein Stück zu laufen sei, ich könnte aber mit der S-Bahn eine Station zurück nach Zoo fahren, von dort würde ein Bus direkt ins Botschaftsviertel fahren. Doch zum einen war ich gerade von Zoo gekommen und zum anderen war es nun schon eh so spät, dass es jetzt auch egal war. Ich hatte mich schon damit abgefunden, dass ich das Visum erst morgen beantragen könnte. Jetzt wollte ich das letzte Stück auch noch zu Fuß zurücklegen, um zumindest zu wissen, wo ich morgen hin muss.

Im Botschaftsviertel befinden sich die Botschaft von Japan, die Botschaft von Italien, die Botschaft von Indien und die "Botschaft" von Baden-Württemberg. ;) An der Indischen Botschaft fragte ich, ob ich noch mein Visum beantragen könne. Doch man verwies mich auf die Öffnungszeiten bis 12:00 Uhr für die Beantragung. Ich solle morgen wiederkommen. Jetzt drückte ich etwas auf die Tränendrüse und sagte, dass ich extra aus Thüringen angereist sei und mein Zug hätte zwei Stunden Verspätung gehabt. Außerdem wäre ich nur heute hier in Berlin. Dies schien den netten Mann am Empfang zu überzeugen und er griff zum Telefon. Zwei Minuten später durfte ich meinen Antrag ausnahmsweise doch noch abgeben. *freufreu* ;))

Indische Botschaft Berlin (2)

Der Bearbeiter sagte ich könne ihn jedoch frühestens am Montag erhalten. Funktioniert ein Plan, sollte man ihn nicht wechseln. Es hatte schon einmal geklappt, warum sollte es nicht ein zweites mal von Vorteil sein. Ich bequatschte ihn also auch mit meiner langen Anreise und der Verspätung und meinem kurzen Aufenthalt hier in Berlin. Nach kurzer Überlegung sagte er, dass es möglicherweise vielleicht bis morgen halb fünf fertig sein könnte. Ich wiederholte mehrfach, dass ich dann morgen um "HALB FÜNF" kommen würde, um mein Visum abzuholen und verließ die Botschaft. Na dann hatte an diesem Tag ja doch noch was geklappt. ;))

Berlin, 12. März 2004

Überpünktlich um viertel fünf tauchte ich in der indischen Botschaft auf und wurde mit meinem Visa belohnt. Mit stolz geschwellter Brust verließ ich das Gebäude. Wenn schon allein ein Visum zu bekommen so aufregend war, was wird mich dann erst auf meiner Weltreise erwarten... ;)

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