Logo - Apoldaer auf Reisen The world is a book, and those who do not travel read only one page. - Saint Augustine Steffen Wettig
Indien III - Via Agra, der Ganges und Mutter Theresa
Bangkok, 29.July 2004
Derweil schon in Bangkok (Thailand) gelandet, berichte ich nun ueber den dritten Teil meiner Erlebnisse in Indien. Von Delhi ging es zunaechst nach Agra zum Taj Mahal und dann weiter nach Varanasi in die heilige Stadt am Ganges. Am Ende meines Indienabenteuers war ich dann noch in Calcutta...

Auf der Via Agra zum Taj Mahal, Delhi-->Agra, Do./Fr. 15./16.07.2004

Viel zu frueh (um 6:30 Uhr) ging es am Morgen mit dem Zug Richtung Agra. Dort angekommen kuemmerte ich mich erstmal um ein Hotel. Was ich aber erst spaeter feststellen durfte, Agra (und nicht nur Agra) hat dauerhaft sehr grosse Stromprobleme. Dies bedeutet in der Praxis, der Strom wird ab und zu mal einfach so abgeschaltet. Das heisst aber nicht nur kein Licht, sondern was bei den heissen Temperaturen teilweise noch schlimmer ist: kein Luefter (fan). Nun haette ich ja dafuer Verstaendnis, wenn die Zeiten vorhersehbar waeren und Relation von "Strom vorhanden" zu "kein Strom" in einem angemessenen Verhaeltnis stehen wuerden. Aber, wenn man fuer 10 Minuten Strom hat, um dann fuer die naechsten drei Stunden ohne auskommen zu muessen, da hoert die Freundschaft auf! Fuer meine 1,50 Euro fuer das Zimmer pro Nacht kann ich schliesslich auch Service verlangen. ;) Der Hotelbesitzer, der ja nix dazu kann (na ja, vielleicht doch, er koennte sich ja einen Generator besorgen) durfte sich also die verschiedensten Sachen von mir anhoeren. Ich war wirklich sauer!

(ohne Worte)

Und als ob das nicht genug waere, trieb es das Taj Mahal noch auf die Spitze. Die Eintrittspreise unterscheiden sich fuer Inder und Touristen. Soweit, so gut. Aber, warum es einen eklatanten Unterschied von 20 Rupies fuer Inder und 750 Rupies(!!!) fuer Touristen gab, konnte mir keiner erklaeren. Ich hab ja nix dagegen etwas mehr zu zahlen, als die Inder. Aber, hier handelt es sich um fast das 40fache! (Danke Robert, fuer den Hinweis auf den Rechenfehler!) In Deutschland wuerde man so etwas glaube ich Auslaenderdiskriminierung nennen.

Das Taj Mahal von innen zu sehen, ist schon etwas besonderes, aber es ist nun nix so umwerfendes, dass es den extrem hohen Eintrittspreis rechtfertigen wuerde.

Bild links: Via Agra - Mans greatest erection for the love of a woman

Um meiner Reisekasse nach diesem Schlag etwas Erholung zu goennen, fuhr ich nicht mit einer Rickshaw umher, sondern mietete ich mir ein Fahrrad, meine eigene Fahrrad-Rickshaw und erkundete etwas die Gegend. Wenn man mich fragen wuerde, was in Indien mehr auffaellt als ein Touri, so kann ich nur eines antworten: Ein Touri auf nem Fahrrad! Die Leute schauten zum Teil verwundert, aber lachten und gruessten auch ganz herzlich. Ab und zu winkten sie mich ran und wir versuchten ein paar Worte zu wechseln. Auf jeden Fall war dies eine schoene Erfahrung.

Agra: Ein Spiel auf der Strasse

Dies gefiel mir so, dass ich am naechsten Tag gleich wieder aufs Fahrrad stieg und diesmal auf die andere Seite des Flusses fuhr, um dort den Ausblick auf das Taj Mahal zu bewundern und diesmal sogar for free. Auf den Rueckweg zum Hotel sah ich, wie ein paar Leute ein Spiel, was sie auf die Strasse gemalt hatten, spielten. Ich hielt an und es dauerte nicht lange, bis ich eingeladen wurde mitzuspielen. Nun hatte ich ueberhaupt keinen Plan wie das Spiel hiess (weiss ich bis heute nicht) und worum es dabei ging, aber es sah interessant aus. Also setzte ich mich zu ihnen. Ich weiss nicht, entweder war es Anfaengerglueck oder ich bin wirklich so gut, aber ich konnte das erste Spiel gleich gewinnen. Ok, es war etwas Glueck dabei, aber die Umstehenden Kinder und Jugendlichen Lachten, Klatschten und Beglueckwuenschten mich. Wie ich dann erst mitbekam, hatte ich gerade den lokalen Champion der Strasse geschlagen. Deshalb auch die grossen Beifallsbekundungen. ;))) Sie wollten mir dann auch 10 Rupies, die ich durch meinen Sieg gewonnen hatte - erst jetzt realisierte ich, dass sie hier um Geld spielten - geben. Doch ich lehnte ab und sagte, dass es mir nur um den Spass ging und darum das Spiel zu lernen. Aber es war schon witzig. Nachdem ich dann das zweite Spiel gegen einen anderen Spieler verloren hatte, stieg ich auf mein Rad und wurde mit einem grossen "Good bye!" verabschiedet.

Bild oben: Spiel auf der Strasse in Agra

Varanasi die heilige Stadt am Ganges - Neue und alte Bekannte, Agra-->Varanasi,
Fr.-Mi. 16.-21.07.2004

Mit den Nachtzug, was ich als sehr nuetzliche Einrichtung empfinde (schliesslich ist es ein fahrendes Bett, man wacht auf und ist am naechsten Ort), ging es von Agra nach Varanasi. Viele Leute hatten mir unterwegs von dieser Stadt erzaehlt und von allen konnte ich eines heraushoeren: Entweder man liebt diese Stadt oder man hasst sie, aber man muss es selbst herausfinden. Mein Einstand hier tendierte erher zu zweiterem, denn der Rickshaw-Fahrer versuchte mich und zwei Maedels aus Frankreich und Luxemburg (wir teilten die Rickshaw um Geld zu sparen) zu verschaukeln. Ich hatte im Lonely Planet schon gelesen, dass es eine Reihe von Gues Houses gab, die sich "Vishnu Rest House", oder so aehnlich nannten, weil in das echte viele Traveller wollen. Und wir wurden doch glatt zu einem solchen Ableger, wo sonst keiner hinkommen wuerde, gefahren. Zum Glueck merkten wir es noch rechtzeitig, mussten aber eine zweite Rickshaw nehmen und unser Pegel an Vertrauen den Fahrern gegenueber wuchs nicht gerade an. Wenn ich den ersten Fahrer nochmal treffe...

Doch soll man ja nicht nach dem ersten Eindruck urteilen und so war es auch in Varanasi fuer mich. Der zweite Fahrer machte einen fairen Preis und fuhr uns sogar zum richtigen Ort. Dort angekommen waren wir direkt am Ganges und der Ausblick war echt gut. Ich haette dort Stunden stehen koennen und das Leben am Ganges beobachten. Es war echt ingteressant. Dort war immer was los. Man sah z.B. die Wassertraeger, die Wasser aus der heiligen Mutter "Ganga" holten, um es (wer weiss wohin) zu transportieren. Oder man sah die Leute im Wasser stehen sich selbst oder Waesche waschen. Und beim Waesche waschen hatten sie schon eine interessante Technik. Sie standen dort im Ganges und die Kleidungsstuecke wurden ueber den Kopf geschleudert, um sie im gleichen Augenblick mit Wucht wieder nach unten zu schleudern und auf dort aufgestellten Steinen aufzuschlagen. Dies machten sie immer und immer wieder. Der Dreck hat so keine Chance (die Kleidungsstuecke nach meiner Meinung auch nicht. Aber mich fragt ja keiner.).

Dann traf ich im Hotel Jasmin. Sie kommt aus Holland und war letztes Jahr schon mal in Indien bzw. Varanasi. Sie konnte viel ueber das Land und insbesondere die verschiedenen religioesen Gegebenheiten erzaehlen. So gingen wir gemeinsam am Ganges entlang zu den verschiedenen Ghats. Ein Ghat sind die Stufen, die zum Ganges hinunterfuehren. Jedes Ghat in Varanasi ist verschieden und es gibt glaube ich ueber 100(!). Das bekannteste/groesste Ghat ist vermutlich das Dasaswamedah Ghat. Hier findet jeden Abend nach Sonnenuntergang eine Puja, eine religioese Zeremonie statt. Dort werden Trommeln geschlagen und es findet eine Art rituelle Vorfuehrung statt. Man kann dies einfach nicht beschreiben, sondern muss es gesehen haben.

Etwas ganz ungewohntes fuer mich war das Burning Ghat (den Namen hab ich leider vergessen). Hier werden die Leichen der Verstorbenen verbrannt und die Asche wird in den Ganges gestreut. Ich hatte davon gehoert, war aber trotzdem etwas ueberrascht, als ich es dann live vor mir sah. Direkt am Ghat befindet sich ein Haus, in dem alte Frauen auf den Tod warten. Es ist fuer Inder etwas ganz besonderes hier in Varanasi am Ganga zu sterben bzw. verbrannt zu werden. Alles findet sozusagen oeffentlich statt. Es gibt verschiedene Arten von Holz, die man fuer die Verbrennung kaufen kann (verschiedene Qualitaeten) und am Ufer sieht man die Angehoerigen der Familie, die waehrend der Verbrennung anwesend sind. Dies alles ist fuer uns Europaer kaum vorstellbar, aber hier ist es normal - business as usual. Ausserdem sah ich kaum 200 Meter vom Burning Ghat entfernt Kinder im Ganges Baden. Beginn und Ende des Lebens also nah beieinander.

Auf dem Weg zum Hotel stellte ich erneut fest, dass die Gassen, die zum Ganges fuehren sehr klein, eng und verwirrend sind. In den ganzen Tagen in denen ich in Varanasi war, hatte ich jedesmal Probleme zum Rest House zu kommen. Ich hab immer zurueck gefunden. Es war nur meist eine Frage der Zeit...

Varanasi: Selene und Jasmin beim Schmuckhaendler

Im Rest House lernten wir noch Selene, eine Amerikanerin kennen, die am naechsten Tag nach Sarnath wollte. Wir beschlossen gemeinsam zu fahren. In Sarnath ist ein Ort, der fuer Buddhisten eine besondere Bedeutung hat. Hier findet man einen Tempel und einen speziellen Baum (Bodi Tree). Unter solch einem Baum, so sagt die buddhistische Religion, soll Buddha gesessen und seine Weisheit gefunden haben.

Zurueck aus Sarnath, fanden Selene und Jasmin ihre Weisheiten in den Einkaufsstrassen von Varanasi. Es war ein regelrechter Einkaufsmarathon. Auch wenn ich nun vermutlich alles ueber Sarees, Schals, Seide, Schmuck etc. weiss, war es doch ziemlich anstrengend einfach nur so mitzulaufen. Von wegen die Frauen das schwache Geschlecht. Wie machen das die Frauen nur so lange durchzuhalten ohne Essen und Trinken? Oder ist das Anschauen, Ausprobieren, Anprobieren, Verhandeln, Zuruecklegen, Wiederanprobieren, Erneutverhandeln, Wiederzuruecklegen... etc. eine Droge, deren Wirkung mir bisher verborgen geblieben ist? Ich war auf jeden Fall schon allein vom Zuschauen geschafft.

Bild oben: Wenns mal wieder laenger dauert... Selene und Jasmin beim Schmuckhaendler.

Varanasi: Bootstour auf dem Ganges mit Nele, Selene, Elif und Jasmin (macht Foto)

Wie in der Ueberschrift schon angedeutet, traf ich hier neben den "neuen" auch alte Bekannte und wurde gleich zweifach ueberrascht.

Zum einen traf ich zufaellig auf der Strasse Therese und Gabriel, zwei der Schweden, die mir schon in Pushkar und McLeod Ganj begegnet waren, wieder. Es war eine Freude und Ueberraschung auf beiden Seiten.

Zum anderen staunte ich nicht schlecht, als Elif und Niluefer, die ich in Manali verlassen hatte, auf einmal im Vishnu Rest House auftauchten. Es war wirklich nicht abgesprochen. Wir fielen uns in die Arme und quatschten ueber die alte Zeit und die Erlebnisse in der Zwischenzeit. Wie klein doch die Welt ist.

Mit Elif, Niluefer, Selene und Jasmin machte ich dann auch am Abend eine Bootsfahrt auf dem Ganges (Bild oben). Dies ist schon ein spezielles Erlebnis all die Ghats von der heiligen Mutter Ganga aus zu beobachten. Wir sahen diesmal die Puja auch vom Wasser aus.

Am naechsten Morgen war mein letzter Tag in Varanasi und ich quaelte mich um 4:30 Uhr aus dem Bett (wer mich kennt, der weiss, dass zu dieser fruehen Stunde, das Wort quaelen richtig gewaehlt ist), um noch einmal eine Bootsfahrt am Morgen zu machen. Mann muss eine solche hier einfach sowohl bei Sonnenuntergang, als auch bei Sonnenaufgang gemacht haben. Und auch diesmal war es wieder eine spezielle Erfahrung. Wir starteten ca. 5:00 Uhr. Mit dabei waren Selene (USA) und Jasmin (Holland), sowie Nico (Argentinien), Paco (Spanien) und ich (Deutschland).

Varanasi: Mit Jasmin am Bahnhof

Wir waren also regelrecht international, denn jeder hatte eine andere Nationalitaet. Man glaubt kaum wie viele Leute hier um diese Uhrzeit unterwegs sind, was um diese Zeit hier am Ganges los ist. Ueberall sieht man die Menschen am Ufer entlanglaufen oder sie stehen im bzw. am Ganges um rituelle Handlungen zu vollziehen. Auch sind jede Menge Boote unterwegs. Der Ganges lebt!

Doch dann wurde es Zeit sich von Varanasi und Jasmin zu verabschieden. Ich wollte weiter nach Calcutta.

Bild oben: Mit Jasmin am Bahnhof in Varanasi

Calcutta liegt garnicht am Ganges..., Varanasi--> Calcutta, Mi.-Di. 21.-27.07.2004

Mit dem Nachtzug ging es auf nach Calcutta in den Osten Indiens nach Bengalen. Dort angekommen versuchten die Taxifahrer gleich wieder ein Geschaeft mit mir zu machen. Ich wollte in die Sudder Street, dem Anlaufpunkt fuer Traveller hier in der Stadt. Doch dank Jasmin, die in der Zwischenzeit von Varanasi Richtung Rajastan aufgebrochen war, wusste ich, dass es billiger ist mit einer Faehre auf die andere Seite des Flusses zu fahren (3 Rupies, ca. 5 Cent) und dort ein Taxi zu nehmen. Solche Tipps unter Travellern sind meist Gold bzw. bares Geld wert.

Mein Zimmer in der Sudder Street glich eher einer Gefaengniszelle, aber dafuer war es billig. Man kann eben nicht alles haben.

Calcutta: Ein Bild in Calcutta - Hand-Rickshaws

Ausserdem, wenn man sich hier in den Strassen umschaut, dann war dies ein wahrer Palast im Gegensatz zu dem, was die Leute hier teilweise haben. Sie leben regelrecht auf der Strasse und hausen unter Planen. Ueberall sind Bettler zu finden. Nicht fuer umsonst war Mutter Theresa hier in Calcutta taetig und kuemmerte sich um "die Aermsten der Armen".

Was mir sonst noch sehr auffiel, waren die Hand-Rickshaws, die man hier ueberall sieht (Bild links). Dies sind Wagen vergleichbar einem Einspaenner, nur dass an der Stelle des Pferdes ein Mensch den Wagen zieht. Ich hatte sowas noch nie gesehen und bin dem immer noch zwiespaeltig gegenueber. Zum einen steht hier an der Stelle eines Pferdes ein Mensch, der andere Menschen ziehen muss, aber zum anderen ist dies fuer viele die Einzige Moeglichkeit Geld zu verdienen. Gleichwohl bin ich nicht damit gefahren - konnte ich irgendwie nicht.

Calcutta: Woher kenne ich das nur...?

Ein Stueck von Heimatstimmung kam auf, als ich das Planetarium hier besuchte. Schliesslich ist ja das Projektionsgeraet (oder wie heisst dieses Ding?) aus Germany, oder besser gesagt sogar aus Jena. Auch wenn ich ein Hinweis oder Schild "Carl Zeiss Jena" vergeblich suchte.

Bild rechts: Ein Bild aus der Heimat? Nein, nein! Aus Calcutta.

Ich setzte mich in die Vorstellung und erwartete ein Feuerwerk aus Licht und Sound, wie ich es eben aus Deutschland kannte. Doch, auch hier ging man den indischen Weg. Anstelle eines Tonbandes war ein Live-Sprecher zu hoeren, ok dies hatte ja wenigstens noch den Charme des Live-Kommentares, auch wenn es aufgrund der Aussprache etwas schwierig war, seinem Englisch zu folgen. Aber projektionstechnisch wurden wirklich keine Baeume ausgerissen. Die Vorstellung bestand zum Grossteil aus Dias, die schlecht von Plakaten abfotographiert waren und zudem meist unscharf projeziert wurden. Die Moeglichkeiten des Praezisionsgeraetes aus Deutschland (Sternenhimmel und die Bewegungen der Planeten etc.) wurden meiner Meinung nach (wenn ueberhaupt) gerade mal zur Haelfte ausgenutzt. Na ja, vielleicht bin ich auch nur vom Planetarium in Jena verwoehnt...

An einem Tag lief ich in der Stadt umher und schaute mir auch die Howrah Bridge an. Es ist schon etwas Besonderes, das Leben hier zu beobachten und die Massen von Autos und Menschen zu sehen, die sich auf der Bruecke ueber den Fluss bewegen.

Wenn wir gerade mal beim Fluss in Calcutta sind. Heisst es nicht in einem Lied "Calcutta liegt am Ganges..."? Is schon komisch, denn der Fluss heisst hier "Hooghly River". Ich war total verwirrt und konnte kaum Schlaf finden, da ich mir ueber diese Sache den Kopf zerbrach. ;) Doch Katja m (oder war es doch Andree?) klaerte mich diesbezueglich auf. Thanx! Ich denke, ich darf zitieren:

"Noch mal kurz zur Info:
Der Ganges bildet mit dem Brahmaputra in Bengalen ein fruchtbares, aber hochwassergefaehrdetes Delta. Hauptmuendungsarme sind der Padma und der Bhagirathi. Letzterer heisst im Unterlauf dann Hugly oder - englisch geschrieben - Hooghly. Alles klar? Endlich hat sich mal der Kauf meines Brochkhaus-Lexikons gelohnt und ich kann so richtig klugscheissen.
In diesem Sinne: Alles geht seinen (sozialist.) Ganges..."
Zitat Ende

Aha! *staunundmundgarnichmehrzukriegentu*

Calcutta: Mit Malay vor dem Blue Sky Cafe

Im Blue Sky Cafe lernte ich Malay kennen, er sass dort und hatte sein Essen vor sich, redete aber so gern mit all den umsitzenden Leuten, dass er garnicht zum Essen kam. Irgendwann war ich dann an der Reihe mit dem Gespraech und es stellte sich heraus, dass er viele Jahre im Ausland war (u.a. auch in Deutschland, der Schweiz und England) und nun hier an der Uni Deutsch unterrichtet. Wir unterhielten uns deshalb in Deutsch, obwohl ich mit der Zeit meist all meine Gespraeche in Englisch fuehre. Es ist einfach DIE internationale Sprache.

Bild links: Mit Malay vor dem Blue Sky Cafe in der Sudder Street

Es stellte sich heraus, dass Malays Vater (82) seit ueber 50 Jahren (!) Anwalt ist und am High Court (Gericht) in Calcutta als Senior Advocat arbeitet. Ich erhielt eine Einladung in den High Court. Nun ist das fuer viele sicherlich langweilig, doch fuer mich als Juristen ist dies schon aus beruflichen Gruenden interessant. Mit dem Wagen des Vaters wurde ich von einem Fahrer und Malay extra in der Sudder Street abgeholt und zum Gericht gefahren. Es war auch eine spezielle Erfahrung dort zu sein. Ueberall sah man die Anwaelte in schwarzen Roben. In den Gaengen war viel los. Es war eine Mischung aus Markttreiben und einem Ameisenhaufen - unmoeglich zu durchblicken, aber es scheint zu funktionieren. Ich fiel dort natuerlich nicht nur wegen der fehlenden Robe, sondern auch wegen meiner Hautfarbe und meiner Groesse auf. Um es insbesondere bei den vielen Sicherheitskraeften einfacher zu haben, wurde ich von Malay, der mich rumfuehrte, als Anwalt aus Deutschland verkauft. Nun wollte ich auch mal an einer Verhandlung teilnehmen, aber auch hier sah man wieder, dass man in Indien war. Wir kamen in einen ziemlich alten Saal, vorn die imposante Richterbank mit einem ueberdimensionalen Richterstuhl, doch alles war ziemlich dunkel und duester. Nun wusste ich nicht, ob hier die Gerichtsverhandlungen in dieser Stimmung durchgefuhrt wurden, aber es stellte sich raus, dass es gerade Stromausfall bzw. Elektrizitaetsprobleme gab. Das Gericht kam also zum erliegen. Kein Strom, keine Rechtsprechnung! Nach einer Weile war der Strom wieder da und ich konnte kurz in verschiedene Verhandlungen reinschauen. Der Richter hatte wie gesagt seinen eigenen Tisch und den imposanten Stuhl. Die Anwaelte sassen alle etwas tiefer, dem Richter an einem langen Tisch gegenueber. Zwischen Richter- und Anwaltsbank wuselten die verschiedenen Gerichtsbediensteten hin und her. Die Anwaelte, die gerade dran waren, standen auf. Fuer mich war aber nicht auszumachen, welcher Anwalt die Anklage bzw. die Verteidigung vertrat. Auch konnte ich von dem was sie sagten aufgrund der Lautstaerke kaum etwas verstehen, auf jeden Fall aber eine interessante Erfahrung.

Nach dem Gericht ging ich mit Malay an die Uni und traf dort Vineeta und Adnan, zwei seiner Studenten, die Deutsch lernten. Sie waren aber etwas scheu Deutsch zu sprechen und so unterhielten wir uns in einem Mix aus Deutsch und Englisch. Nach einer Weile war das Eis gebrochen und wir trafen uns sogar am naechsten Tag noch einmal.

Der Flug nach Bangkok, Calcutta-->Dhaka(Bangladesh)-->Bangkok(Thailand), Di./Mi. 27./28.07.2004

Dann wurde es aber auch Zeit weiter zu ziehen. Nach ca. 7 Wochen, oder besser gesagt 50 Tagen sollte mein Indienabenteuer zu Ende gehen. Stilecht fuhr ich noch einmal mit der Fahrrad-Rickshaw zum Flughafen, um dort festzustellen, dass der Flug nach Dhaka (Bangladesh), wo ich einen Zwischenstopp und eine Uebernachtung hatte, um zwei Stunden nach hinten verlegt wurde. Aber, was sollte ich schon machen, ausser warten. Das Flugzeug startete dann mit drei Stunden Verspaetung. In Dhaka musste ich meinen Reisepass gegen eine Plakette des Hotels, in dem ich uebernachten sollte eintauschen. Es war schon ein komisches Gefuehl, nur noch eine Plakette mit einer Nummer zu haben. Am naechsten Morgen, ging es dann, diesmal puenktlich wie geplant, mit dem Flugzeug nach Bangkok. Vom Flughafen fuhr ich direkt mit dem Bus Richtung Kao San Road, DIE Backpacker-Strasse schlechthin. Dort nahm ich erstmal ein Zimmer und eine Dusche.

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