Logo - Apoldaer auf Reisen The world is a book, and those who do not travel read only one page. - Saint Augustine Steffen Wettig
Zypern - Eine Insel mit zwei Seiten
Zypern, Mi. 26.May 2004
Wie schon im letzten Bericht angekuendigt, nahm ich die Faehre nach Zypern (von Alanya nach Girne). Dies war im doppelten Sinne eine Fahrt ins "Blaue". Zum einen in ueber das blaue Mittelmeer und zum anderen wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, ob es ueberhaupt moeglich sein wuerde, die Grenze zwischen Nord- und Sued-Zypern zu ueberschreiten. Ich versuchte sowohl im Internet, als auch in der Tuerkei Informationen hierzu zu bekommen. Doch die Antworten waren genauso wage wie vielfaeltig, je nach Quelle. Sogar auf der Website des Auswaertigen Amtes konnte ich keine konkrete Antwort finden, obwohl diese sonst sehr zuverlaessige Antworten liefert. Ich wagte das Abenteuer trotzdem. Was hatte ich schon zu verlieren?!

Alanya (TR) -> Lefkosia (Zypern), Mo. 24.05.04

Nordzypern: Ein Dolmus (Sammeltaxi)

Die Faehrueberfahrt nach Girne war nicht sehr spannend. Der spannendere Teil wartete jedoch jetzt auf mich, da ich keinerlei Informationen ueber Land/Waehrung etc. hatte. Ich hatte jedoch Glueck, dass mir eine sehr hilfsbereite Dame im ersten Reisebuero, was ich fand zumindest mit Kartenmaterial weiterhelfen konnte. Auch waehrungstechnisch war es kein Problem, denn im Nordteil galten noch die Tuerkischen Lira. Soweit so gut...

Foto rechts: Dolmus

Ich nahm also ein Dolmus (ein Sammeltaxi) von Girne nach Lefkosia (oder auch Nicosia genannt). Es gab nur wenige Hotels dort und die Pensionen schlugen bei den Preisen auch maechtig zu. Von verhandeln hatten sie vermutlich auch noch nichts gehoert. Ich biss fast immer auf Granit. Vielleicht war ich aber auch durch die letzte Zeit in der Tuerkei zu verwoehnt, was dies anging.

Zypern: Grenze in Lefkosia (tuerkische Seite)

Ich lief dann am Abend noch etwas umher, um die Grenze oder Mauer, oder was auch immer sie zur Teilung der Insel haben anzuschauen. Ich traf Ismail, einen Tuerken, der ziemlich gut Englisch konnte. Er erklaerte mir ein paar Sachen zur Teilung der Insel und zeigte mir in der angrenzenden Strasse die Grenze, eine Mauer. Auf der anderen Seite, so sagte er, koenne man bei Tag die griechische Fahne sehen. Auf meine Frage, ob er denn schon jemals im Suedteil der Insel gewesen sei, antwortete, dass dies fuer ihn als Tuerken ueberhaupt nicht moeglich sei dort rueber zu kommen. Der einzige Uebergang sei der Checkpoint "Ledra Palace", aber eben nicht fuer Tuerken.

Foto oben: Checkpoint Ledra Palace (tuerkische Seite)

Dies erinnerte mich etwas an die DDR. Ich war zwar damals noch sehr jung, als ich am Brandenburger Tor stand und ueberhaupt noch nicht verstehen konnte, was dies bedeutet, doch ist diese Situation fuer uns ein wenig nachvollziehbar. Es war fuer mich wie eine Reise zurueck in der Zeit. Sicherlich ist der historische Hintergrund ein anderer als in Deutschland, aber jetzt bewusst zu erleben, dass es moeglicherweise unter keinen Umstaenden moeglich ist, diese Grenze zu passieren war etwas, ueber dass ich wohl noch eine Zeit nachdenken werde. Eine Besonderheit ist sicherlich, dass Suedzypern seit dem 1. Mai in der EU ist, aber Ismail konnte mir auch nicht sagen, ob ich die Grenze ueberqueren kann.

Ich machte mich auf eigene Faust auf die Suche nach dem Checkpoint. Dort fragte ich eine Wache, ob es fuer mich moeglich sei in den Suedteil zu gehen. Er sagte: "EU! No Problem! We are one world." So gern ich dies hoerte, machte es mich doch etwas stutzig. Sollte es wirklich so einfach sein?

Lefkosia -> Limasol, Di. 25.05.04

Am naechsten Morgen schaute ich mir Lefkosia bei Tag an und fuhr danach noch nach Gazimagusa, eine Stadt im Osten von Nordzypern. Ich wollte mir wenigstens noch was anderes anschauen, bevor ich die Grenze uebertrat.

Zurueck in Lefkosia, fragte ich noch an der Touristeninformation (ca. 1 km) vom Checkpoint entfernt, ob es moeglich sei, in den griechischen Teil der Insel zu gelangen. Die Dame dort sagte, dass es unter keinen Umstaenden moeglich sei! Es sei nur von Sued nach Nord fuer eine bestimmte Zeit moeglich. Das machte mir ja Hoffnung und lies meine Befuerchtungen vom gestrigen Abend wieder aufkeimen. Ich ueberlegte auf dem Weg zur Grenze schon nach Ausweichplaenen, falls eine Ueberquerung hier nicht moeglich sei. Mir gingen die verschiedensten Sachen durch den Kopf. Was, wenn die Tuerken die Ausreise erlauben, aber die Griechen mich nicht reinlassen? Komme ich dann zurueck (schliesslich habe ich ja einen Ausreisestempel) oder bin ich in der Pufferzone gefangen?

Am Checkpoint "Ledra Palace" angekommen sah ich jetzt erstmal bei Tag die weissen Wachtuerme der Vereinten Nationen (UN). Die Grenzanlage bestand aus der Wache auf der tuerkischen Seite, einer Pufferzone der UN und der griechischen Wache. Der Anblick erinnerte mich erneut an die Situation in Berlin am Brandenburger Tor vor der Maueroeffnung. Mit gemischten Gefuehlen ging ich auf den Checkpoint zu.Ich erhielt einen Ausreisestempel auf einem gesonderten Blatt Papier und konnte dann auf einem abgegrenzten Weg durch die Pufferzone laufen. Es waren verschiedene Soldaten zu sehen und ueberall standen Wachtuerme der UN und Schilder, dass das Verlassen des Weges und Fotografieren verboten sei. Zypern: Grenze in Lefkosia (griechische Seite)

An der griechischen Seite angekommen, lief alles unerwartet einfach ab. Man kontrollierte nur meinen Ausweis und fragte, wo ich hin wolle. Danach noch der obligatorische Zollcheck bzgl. Zigaretten und Alkohol und dann war es vorbei. Ich war in Suedzypern. Den Ausreisezettel hatte ich ueberhaupt nicht mehr gebraucht. Vielleicht ist er ja fuer die Wiedereinreise erforderlich. Ich wollte es nicht wirklich rausfinden und hier jemanden fragen.

Foto rechts: Pufferzone der UN (griechische Seite)

Was mir zuerst auffiel, dass es mir sehr schwer fiel, die Schilder ueberall zu lesen. Ueberall war jetzt alles in griechischen Buchstaben geschrieben. Ich dachte schon, dass es in der Tuerkei schwierig gewesen sei, aber ich wurde eines besseren belehrt. Ich stand teilweise hilflos da und versuchte die Schilder zu entziffern. Aber was mir jetzt auch auffiel, wenn ich nun Leute z.B. nach dem Weg fragte, war die Trefferquote mit Englisch beinahe bei 90 Prozent. In der Tuerkei hatte ich da groessere Probleme gehabt jemanden zu finden, der Englisch sprach. Auch die Preise hatten sich dem Europaeischen Niveau angepasst bzw. uebertrafen es sogar. Es war alles extrem teuer, besonders, wenn man wie ich tuerkische Preise gewoehnt war. Dort hatte ich zwar in Millionen zu rechnen, aber das ist eine Gewoehnungssache. Die Preise waren, im Gegensatz zu hier, auf jeden fall ok. Hier benoetigte ich Zypriotische Pfund. 2 CYP entsprechen etwa 3,5 Euro.

Nachdem dann auch noch die Touristeninformation 20 Minuten vor Ende der Oeffnungszeiten geschlossen hatte, hatte Zypern eben Pech. Ich buchte eine Schiffsueberfahrt von Limassol nach Port Said (Aegypten), die am morgigen Tag beginnen sollte. In Limassol ging ich Richtung Hafen und baute nach dem Abendessen etwas von dort entfernt mein Zelt auf.

Limassol -> Port Said, Mi./Do. 25./26.05.2004

Am naechsten Morgen checkte ich auf der Princessa Marissa ein und die Fahrt sollte bis zum naechsten Morgen dauern. Beim Abendessen traf ich ein Ehepaar aus Deutschland und wir hatten ein nettes Gespraech. Ich hatte zudem die Moeglichkeit ein paar Neuigkeiten aus Dtl. zu erfahren. Ich erlebe zwar die Dinge, die um mich rum passieren und auch so Sachen, wie z.B. an der Grenze in Zypern, die ich in Deutschland nie so registriert haette, aber dafuer sind meine Infos, was Deutschland und das Weltgeschehen anlangt doch etwas geringer geworden. Internet machts zwar moeglich, aber das ist eben doch was anderes. Alles hat eben seine zwei Seiten.

An Deck gab es nach dem Abendessen ein Programm. Doch ich war zu muede und ausserdem waren mir die Preise etwas zu hoch. Deshalb ging ich lieber ins Bett. Aegypten kann kommen.

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